Works
Skulptur
Februar 2023
Düsseldorf, Deutschland
4 Skulpturen
Dimensionen: 160 x 40 x 40 cm
Zuckerrübe in Zucker
Edition
Auflage 10
Dimensionen: 24 x 14 x 14 cm
Licht fällt durch das Dach des Gewächshauses, fängt sich in gläsernen Kuppeln. Davon vier an der Zahl, die auf metallischen Stelen thronen, scheinbar nutzlosen Gegenständen im Innern Wertigkeit borgen. Alltägliche Fundstücke, die sonst in den Zwischenräumen des Seins verwittern, durch deren gebrochene Oberflächen Sonnenstrahlen glitzern, die aufschimmern am staubigen Straßenrand. So wie dem durchfensterten Gehäuse gebrochener Menschen manchmal ein Sternenhimmel innewohnen kann.
Unter den Glocken auf mit Zacken bewehrten Stelen und spiegelnden Füßen liegen Objekte, eigentlich aus Plastik, nun aus Zucker gegossen. Gleich vergangenen Erinnerungen an eine vergangene Welt, längst verflossen. Ein jedes der Objekte liegt auf den Metallstäben wie aufgebahrt. Memento Mori, das uns im Heute des Morgens gemahnt. Was passiert, wenn die Sonne sonst unvergängliche Gegenstände, jetzt aus Zucker, vergänglich macht? Ein unbeständiges Material, aber in einer postapokalyptischen Welt wertvoller als Gold, als Edelstein. Kristalline Gebilde sind es, die sich mit den Augen anfassen lassen und mit den Fingern gedanklich ertasten. Spürst du die Süße, die wie ein klebriges Versprechen auf der Zunge schmeckt? Ein Danach verheißt, das gleichsam nah wie fern erscheint?
Umgeben von Lavagranulat, das ein Knirschen der Schritte wie auf Scherben in sich birgt, sobald der Fuß es am Boden trifft. Was, wenn ein Zusammenbruch näher als erwartet ist? Das Gestein von alten und neuen Erschütterungen spricht. Fragile Realitäten erodieren, kollabieren, bis auf geschundener Erde etwas Neues wächst. Im Raum verteilte Zuckerrüben künden gleich Reichsäpfeln, Herrschaftsinsignien von einem Danach, in dem nur tatsächlich Wertiges Bedeutung hat. Manche der Rüben sind aus Zucker, andere nicht. Was ist falsch und was richtig? Wenn die Realität nicht dem Sichtbaren entspricht? Und menschengemachte Dinge in neuem Materialgewand zurück zur Natur finden, aus Stelen wie aus Wurzeln ihre Kraft beziehen und unter Glocken erblühen wie Blumen in Gewächshäusern.
Text von Julia Stellmann
Photos: Ronja Greiner
Sculpture
February 2023
Dusseldorf, Germany
4 sculptures
dimensions: 160 x 40 x 40 cm
Sculptures sugar beet in sugar
Edition 10 per Object
Dimensions: 24 x 14 x 14 cm
Light falls through the roof of the greenhouse, catches in glass domes. There are four of them, enthroned on metallic stelae, lending value to seemingly useless objects inside. Everyday found objects that otherwise weather in the interstices of being, through whose broken surfaces sunbeams glitter, that gleam at the dusty roadside. Just as a starry sky can sometimes be inherent in the windowed housing of broken people.
Underneath the bells on stelae armed with spikes and reflecting feet lie objects, actually made of plastic, now cast from sugar. Like past memories of a forgotten world, long gone. Each of the objects lies on the metal bars as if laid out. Memento Mori, reminding us in the present of the morning. What happens when the sun makes otherwise imperishable objects, now made of sugar, perishable? An impermanent material, but in a post-apocalyptic world more valuable than gold, than precious stone. Crystalline formations that can be touched with the eyes and mentally felt with the fingers. Do you feel the sweetness that tastes like a sticky promise on the tongue? A promise of a future that seems both near and far?
Surrounded by lava granules that contain a crunch of footsteps as if on broken glass as soon as your foot hits it on the ground. What if a collapse is closer than expected? The rock of old and new tremors speaks. Fragile realities erode, collapse, until something new grows on battered earth. Sugar beets scattered around the room are like imperial apples, insignia of a future in which only what is actually valuable has meaning. Some of the beets are made of sugar, others are not. What is wrong and what is right? When reality does not correspond to the visible? And human-made things find their way back to nature in new material garb, draw their strength from stelae as from roots and blossom under bells like flowers in greenhouses.
Text by Julia Stellmann
Translated by Nadine Karl
Photos: Ronja Greiner